Blühendes Energiepflanzenfeld - Pressetermin vom Fachverband Biogas, Schmack Biogas Service und REWAG in Lappersdorf
Bedeutung der Energiepflanze Durchwachsene Silphie für den Arten- und Bodenschutz
Artenvielfalt und Biogas sind kein Widerspruch. Im Gegenteil: die Biogasnutzung bietet die Chance, dass unsere Felder langfristig wieder bunter und artenreicher werden und gleichzeitig ein wertvoller Lebensraum für unsere Wildtiere und Insekten sind.
In der AKTIONSWOCHE ARTENVIELFALT möchte der Fachverband Biogas gemeinsam mit vielen verschiedenen Verbänden und Organisationen darauf aufmerksam machen, dass Energiepflanzenfelder bunt und artenreich sein können. Im Rahmen der Aktionswoche stellte der Fachverband Biogas, Schmack Biogas Service und die REWAG gemeinsam mit der Landrätin Tanja Schweiger die Bedeutung der Energiepflanze Durchwachsene Silphie für die Artenvielfalt vor.
Zu dem Pressetermin am Dienstagnachmittag begrüßte die dritte Bürgermeisterin von Lappersdorf, Dr. Doris Schmack, zahlreiche Vertreter aus der Landwirtschaft, vom Imker- und Jagdverband sowie der Presse. Auf einer drei Hektar großen Fläche bei Lappersdorf fördern Schmack Biogas Service und die REWAG bereits seit acht Jahren gemeinsam den Anbau der alternativen Energiepflanze. In Landwirt Franz Habenschaden haben die Initiatoren einen engagierten Partner gefunden. „In mühevoller Handarbeit haben wir im Jahr 2012 hier 80.000 Pflanzen ausgepflanzt, nur ein Teil konnte gesät werden. Nach etwas Anlaufschwierigkeiten – die Pflanze war komplett neu in Europa – ist nun ein wunderschöner dichter Bestand zu sehen, der keine Pflanzenschutzmaßnahmen mehr benötigt,“ berichtet Habenschaden.
Die Landrätin freute sich über die große Besucherresonanz, zeigt sie doch, wie groß das gemeinsame Interesse der verschiedenen Gruppen am Thema Arten- und Insektenschutz ist: „Die Silphie ist die Antwort auf Alternativen im Energiepflanzenanbau. Als Dauerkultur bedeckt sie das ganze Jahr den Boden, verhindert damit Erosionen und ist ein guter Schutz für das Niederwild. Nur wachsen lassen und abschneiden – das ist der Clou der Pflanze.“
Energetisch verwertet wird die Pflanze in einer der Biogasanlagen der REWAG. Für das Rohstoffmanagement der Anlage ist Schmack Biogas verantwortlich. Für Manuel Götz, Geschäftsführer der Schmack Biogas Service GmbH ist die Durchwachsene Silphie eine attraktive Ergänzung zu herkömmlichen Energiepflanzen: „Sie verbindet ökologische und ökonomische Vorteile in der Biogaserzeugung in besonderem Maße. Durch ein geschicktes Substratmanagement und den Einsatz von Blühpflanzen kann somit ein positiver Beitrag zur Biodiversität geleistet werden.“
Für die REWAG Regensburger Energie- und Trinkwasserversorgung AG und Co KG war und ist das Projekt Silphie sehr interessant. Die Energiepflanze Silphie ist besonders gut für den Anbau in äußeren Wasserschutzgebieten geeignet. Sie braucht kaum Dünger und nach dem ersten Jahr keine Herbizide mehr. Das Silphie-Feld befindet sich im Einzugsbereich der Wassergewinnungsanlage Sallern, aus der 80 Prozent des Regensburger Trinkwassers kommen. „Für die REWAG ist die Bepflanzung von Feldern mit der Durchwachsenen Silphie damit ein wertvoller Beitrag zum Grundwasserschutz“, erklärt REWAG-Vorstandsvorsitzender Dr. Torsten Briegel. Die Ernte wird in der Biogasanlage der REWAG in Schwabelweis verarbeitet.”
Johann Mayer, Kreisobmann vom Bayerischen Bauernverband und Vorsitzender der Liefergemeinschaft der Biogasanlage Schwabelweis, wies auf die Pionierarbeit des Landkreises Regensburg in Sachen Blühpflanzen hin. Er hofft damit auch auf einen neuen Startschuss für die Biogasverwertung. Pflanzen, wie die Durchwachsene Silphie oder extensiver Grasaufwuchs werden vom Vieh nicht gefressen und können nur energetisch sinnvoll verwertet werden. Damit liefern die Pflanzen klimafreundliche Energie aus der Region, weil sie auch noch CO2 aus der Luft binden.
Auch die Vertreter des Imkerkreisverbandes und des Bezirksjagdverbandes Regensburg Josef Fichtl und Helmut Seiler bestätigten die positive Wirkung der Blühpflanze auf die Bienen, andere Insekten und die Tierwelt. „Wenn ab Juli das Feld blüht, ist das eine ideale Wildbienenweide“, so Josef Fichtl. Der hohe Aufwuchs sorgt über das ganze Jahr für die Deckung des Wildes und dient zur Überwinterung auch für die Insekten. Helmut Seiler hob hervor, dass hier im Umkreis vom Regen, durch den Einsatz entsprechender Pflanzen, Bodenproben und Düngeempfehlungen schon seit Jahren keinerlei Bodenbelastungen gemessen werden.
Markus Bäuml, Referent des Fachverbandes Biogas betonte in seinem Schlusswort, dass für den Betreiber einer Biogasanlage der Anbau von Blühflächen statt Mais auch Einnahmeverluste aufgrund der geringeren Gasausbeute pro Hektar bedeutet. Dennoch verzichten viele Landwirte freiwillig auf einen Teil ihrer Einnahmen und bauen alternative Energiepflanzen an. Wenn der Anbau von blühenden Energiepflanzen für eine Verbesserung der Artenvielfalt flächendeckend im größeren Umfang erfolgen soll, dann muss den Landwirten mit besseren Rahmen-bedingungen geholfen werden. Somit kann Biogas an vielerlei Stellen dazu beitragen, eine attraktive Kulturlandschaft in Deutschland zu erhalten oder wieder zu etablieren.
Durchwachsene Silphie
Die gelb blühende Pflanze aus Nordamerika ist eine gute Ergänzung zum Mais als Energielieferant für Biogasanlagen. Mit einer Wuchshöhe von bis zu drei Metern kann sie auch einen vergleichbaren Masseertrag erlangen. Die anspruchslose Staude bedeckt als mehrjährige Frucht den Boden dauerhaft und ist aufgrund der Bodenruhe ein idealer Grundwasserschutz. Nach dem Pflanzjahr sind weder Bodenbearbeitung noch Herbizide notwendig, weil die Bestände sehr dicht wachsen. Gedüngt werden kann die Silphie mit den Gärprodukten aus der Biogasanlage. Durch ihre lange Blütezeit von Ende Juni bis September liefert sie
besonders viel Nektar und Pollen und ist somit eine ideale Bienenweide. Sie bietet den heimischen Wildtieren und Insekten Lebensraum und Nahrungsquelle.
Energiepflanzenanbau in Deutschland
Auf insgesamt 1,55 Mio. Hektar werden in Deutschland aktuell Energiepflanzen für den Einsatz
in Biogasanlagen angebaut. Das sind knapp 13 Prozent der Ackerfläche. Etwa 33,4
Terawattstunden klimafreundlichen Strom produzieren die gut 9.500 Anlagen und decken
damit den Bedarf von rund 9,5 Mio. Haushalten.
Gerade für Biogas-Anlagen, die sich mit Auslaufen der EEG-Vergütung in einem schwierigen Marktumfeld bewegen, werden innovative Lösungen benötigt, die Wirtschaftlichkeit mit Ökologie verbinden und so die Chance auf einen Fortbestand der Anlagen erhöhen.
Kurzinfo Aktionswoche Artenvielfalt
Auf Initiative des Fachverbandes Biogas e.V. haben sich zahlreiche Verbände und Organisationen, Unternehmen, Politiker und bekannte Persönlichkeiten zusammen getan, um den Verlust der Artenvielfalt auf unseren Feldern und das Insektensterben zu thematisieren und Lösungen aufzuzeigen. Der Anbau artenreicher Energiepflanzen ist ein vielversprechender
Ansatz. Über Posts und Statements in den sozialen Medien wie auch über lokale Pressetermine zeigt der Fachverband einer konzertierten Aktionswoche, was bereits passiert und erläutern, was noch möglich wäre. Unterstützt wird die Aktionswoche u.a. von dem Bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Rodellegende und Biogasbotschafter Georg Hackl, Fernsehmoderator sowie Diplom-Meteorologe Sven Plöger.